
GrecoGerti
Kreativ-Queen 👑
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Einmal pro Woche öffnet sie in ihrer „Knopfstubn“ – das ist eine offene Werkstatt – die Türen für Besucher. Ein wundervoller und einzigartiger kleiner Laden, voll von lauter kleinen liebevoll handgefertigten Kostbarkeiten. Ein Paradies für alle, die schöne Handarbeiten lieben. Neben ihren zauberhaften Zwirnknopfkreationen, hat sie auch mehrere Lehrbücher mit Geschichten über die Entstehung der Zwirnknöpfe geschrieben, diese Bücher sind ebenfalls in ihrer Knopfstubn erhältlich. Wenn Ihr an Sabine Krumps Bücher interessiert seid, könnt Ihr diese gerne direkt bei ihr bestellen.
Im Hinterhof des Gebäudes befindet sich ein Raum, den Sabine Krump zu einem eindrucksvollen Zwirnknopfmuseum verwandelt hat, welches mittlerweile als eines der „9 skurrilen Museen in OÖ“ gelistet wurde.
Beim Hineinkommen trifft man zuerst auf den „hängenden Weihnachtsbaum“, der geschmückt mit Zwirnknöpfen und schönem alten Baumschmuck auch noch im Januar bestaunt werden darf.
In diesem Museum hat sie viele alte Handarbeiten, Werkzeuge, Bilder und Bücher zusammengetragen. U.a. alte Nähmaschinen, Nadelmäppchen, Nähkästchen, Spinnräder, Garnspulen, Stopfhölzer. Sehr speziell sind die von ca. Ende des 19. Jahrhunderts stammenden, aus Holz gemachten und bunt lackierten, liebenswerten „Knauldamen“ oder auch "Wollfrauen" genannt (diese wurden noch bis 2020 im Erzgebirge nach historischen Nähzubehören angepasst erzeugt und waren sozusagen der Vorläufer einer Garnschale oder Bobbelbox). Ein handgeschnitzter Spulenbär, diverse antike Scheren, die Nadelkissen-Teepuppe, sie stammt von Ende des 18. Jahrhunderts/1900-1920 aus England (ein Puppenoberkörper aus Porzellan mit einem bauschigen Rock, der über die Teekanne gestülpt wurde, um den Tee warm zu halten – unter dem Rock wurde später ein mit Sägespänen gefülltes Nadelkissen befestigt), ein entzückendes englisches porzellanenes Nadelkissenmädchen mit Fingerhuthalterung, der „Saumvogel“ (der vermutlich auch aus England stammt, ein Metallvögelchen, das am Tisch festgeklemmt wurde und in den Schnabel klemmte man den Stoff ein, dann hatte man beide Hände frei zum Nähen), denselben Zweck erfüllte die „Drachenklammer“. Die „Tambouriergoaß“ (ein hölzernes Arbeitsgerät zum Absteppen der Zwirnknöpfe, im Museum befindet sich eines der weltweit letzten noch existierenden Exemplare), mittelalterliche Geldkatzen und Geizhalstaschen (kleine praktische sowie hübsche, perlenbehäkelte Geldbeutel). Sie hat Beispiele für spezielle Handarbeitstechniken zusammengetragen: historische Trachten, alte bestickte Tücher, Schiffchenocchi, Klöppeln, Gesticktes, Gestricktes, Gehäkeltes, Teneriffa Spitze, sogar Ikonen und Klosterarbeiten wie z. B. die „Bescherungsbremse“, die vor die ehemals großen Schlüssellöcher gehängt wurde, damit die Kinder den Christbaum nicht vor der Bescherung sehen konnten... Und natürlich ganz viele Knöpfe, aus unterschiedlichsten Materialen gefertigt wie Holz, Glas oder Perlmutt. Historische Zwirnknöpfe mit unterschiedlichen Mustern, jede Region hatte ihre eigenen Muster-Rezepte gehabt. Der weiße Zwirnene ohne Ring, welcher sich im Museum befindet wurde vor 350 Jahren per Hand genäht und schmückt ein mit Spitzen geziertes Weißwäschekissen. Und es gibt auch handgeknöpfelte Exemplare, zur Verfügung gestellt von Zwirn- und Posamentenknopfkolleginnen aus der ganzen Welt.
Höhepunkt der Ausstellung ist eine wunderschöne Krone: es ist die „Krone der Knopfmacherin“. Nur durch die bedeutsame Zusammenarbeit mit einer Goldspinnerin und einer Perlenstickerin konnte Sabine Krump, Die Knopfmacherin diese einzigartige Krone verwirklichen. Sie ist nicht einfach nur die „Krone der Knopfkönigin“. Diese Krone ist ein Sinnbild und steht für Sabine Krumps Wertschätzung für die Frauen, die Kinder, die Witwen und Waisen, Zwirnknopferlnäher- und näherinnen, die früher in Heimarbeit (vor allem als Zubrot im Winter, wenn die Bauern am Feld nicht arbeiten konnten), im Licht von Petroleumlampen, für minimalen Lohn Zwirnknöpfe nähten. Das waren diese kleinen weißen Wäscheknöpfe für Bett- und Unterwäsche, Blusen und Hemden. Der Zwirnknopf war der alltägliche und unentbehrliche Allzweckknopf und wurde auch „Arme Leute Knopf“ genannt.
Sabine Krumps Großeltern nähten Zwirnknöpfe und ihre Mutter konnte schon als 5jähriges Kind Knöpfe nähen. Die fertigen Knöpfe wurden auf Karten befestigt und als diese abgeholt wurden, wurde kontrolliert, ob sie auch schön genug gearbeitet und sauber waren. Bezahlt wurden nur die "guten". Welche mit kleinen Mängeln wurden zwar von den sogenannten „Verlegern“ mitgenommen aber nicht bezahlt. Aus diesem Grund bekamen die Kinder auch gerne Ohrfeigen, wenn ihre Hände schmutzig waren und dadurch die Knöpfe nicht weiß genug waren. Die Zwirnknöpfe aus dem Mühlviertel wurden früher sogar bis nach Dänemark, Schweden, Norwegen oder die Niederlande exportiert.
Diese und viele andere spannende Geschichten rund um die Ausstellungsstücke weiß Sabine Krump in ihrem Knopfmuseum zu erzählen.
Die alten Handarbeitstechniken vor dem Vergessen zu retten, die interessanten Geschichten darüber zu sammeln und vor allem das Zwirnknöpfemachen, der Erhalt dieser über 300 Jahre alten, fast vergessenen Handwerkskunst sowie das Entwickeln neuer Knopfmuster, ihre Kreativität und die Begeisterung dafür, ihr umfassendes Wissen an andere Menschen weiter zu geben, ist Sabine Krump eine Herzensangelegenheit und zeichnet sie als ganz besonderen Menschen aus. Ich freue mich sehr, daß ich sie kennenlernen durfte!
Eines ihrer Bücher habe ich mir mitgebracht. Es heißt: „Die Geschichte vom Zwirnknöpfchen“.
Es ist Sabine Krumps bereits 5. Lehrbuch, das sie im Eigenverlag herausgebracht hat. In diesem Buch findet man im ersten Teil eine märchenhafte Geschichte vom kleinen Jungen, genannt „Zwirn“, der auf die Knopfmacherin trifft. Illustriert ist dieses Knopfmärchen mit zauberhaften Bildern von der englischen Scherenschnittkünstlerin Lois Cordelia. Dieses Buch hat aber auch einen zweiten Teil, mit vielen kleinen philosophischen und berührenden Geschichten und Sprüchen, tollen Knopfbildern und mehreren „Rezepten“ zu unterschiedlichen Zwirnknopfmustern.
Auf dem Buch liegend seht Ihr die Papierklammer mit meinem Spinnennetz-Zwirnknopf (Muster Nr. 20), diesen hatte ich Sabine Krump mitgebracht und was mich besonders freut: er hat jetzt einen Ehrenplatz in ihrem Zwirnknopfmuseum gefunden.
Von ihren fünf herausgebrachten Büchern sind zwei schon vergriffen und nur mehr diese drei hier erhältlich (aufgrund von Eigenverlag kann man ihre Bücher nur direkt bei Ihr bestellen): "Der Zwirnknopf oder In d`Knopfstubn einig` schaut", "Zauber der Zwirnknöpfe" und "Die Geschichte vom Zwirnknöpfchen". Wie sie mir sagte, hat sie bereits ein weiteres Zwirnknopfbuch, ihr sechstes Lehrbuch, in Arbeit.
Wenn Ihr Interesse an ihren Arbeiten, Geschichten oder Büchern habt, dann schaut bitte unbedingt auf ihre Homepage: Sabine Krump - Die Knopfmacherin
(Alle 3 Bilder in diesem Artikel wurden mir von Sabine Krump zur Verfügung gestellt.)




