Zu Besuch bei der Knopfmacherin

Diskutiere Zu Besuch bei der Knopfmacherin im Knöpfe selber machen, neue alte Handwerkskunst Forum im Bereich Sticken; 🧵🧶🧵🧶🧵 Heute möchte ich Euch von meinem Besuch bei DER KNOPFMACHERIN - einer tollen Frau, nämlich der Zwirnknopf-Künstlerin Sabine Krump aus...
GrecoGerti

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Heute möchte ich Euch von meinem Besuch bei DER KNOPFMACHERIN - einer tollen Frau, nämlich der Zwirnknopf-Künstlerin Sabine Krump aus Pregarten im Mühlviertel in Oberösterreich, die nicht umsonst die „Zwirnknopf-Königin“ genannt wird, berichten.

Einmal pro Woche öffnet sie in ihrer „Knopfstubn“ – das ist eine offene Werkstatt – die Türen für Besucher. Ein wundervoller und einzigartiger kleiner Laden, voll von lauter kleinen liebevoll handgefertigten Kostbarkeiten. Ein Paradies für alle, die schöne Handarbeiten lieben. Neben ihren zauberhaften Zwirnknopfkreationen, hat sie auch mehrere Lehrbücher mit Geschichten über die Entstehung der Zwirnknöpfe geschrieben, diese Bücher sind ebenfalls in ihrer Knopfstubn erhältlich. Wenn Ihr an Sabine Krumps Bücher interessiert seid, könnt Ihr diese gerne direkt bei ihr bestellen.

Im Hinterhof des Gebäudes befindet sich ein Raum, den Sabine Krump zu einem eindrucksvollen Zwirnknopfmuseum verwandelt hat, welches mittlerweile als eines der „9 skurrilen Museen in OÖ“ gelistet wurde.

Beim Hineinkommen trifft man zuerst auf den „hängenden Weihnachtsbaum“, der geschmückt mit Zwirnknöpfen und schönem alten Baumschmuck auch noch im Januar bestaunt werden darf.

Sabine Krump Weihnachtsbaum.jpg
In diesem Museum hat sie viele alte Handarbeiten, Werkzeuge, Bilder und Bücher zusammengetragen. U.a. alte Nähmaschinen, Nadelmäppchen, Nähkästchen, Spinnräder, Garnspulen, Stopfhölzer. Sehr speziell sind die von ca. Ende des 19. Jahrhunderts stammenden, aus Holz gemachten und bunt lackierten, liebenswerten „Knauldamen“ oder auch "Wollfrauen" genannt (diese wurden noch bis 2020 im Erzgebirge nach historischen Nähzubehören angepasst erzeugt und waren sozusagen der Vorläufer einer Garnschale oder Bobbelbox). Ein handgeschnitzter Spulenbär, diverse antike Scheren, die Nadelkissen-Teepuppe, sie stammt von Ende des 18. Jahrhunderts/1900-1920 aus England (ein Puppenoberkörper aus Porzellan mit einem bauschigen Rock, der über die Teekanne gestülpt wurde, um den Tee warm zu halten – unter dem Rock wurde später ein mit Sägespänen gefülltes Nadelkissen befestigt), ein entzückendes englisches porzellanenes Nadelkissenmädchen mit Fingerhuthalterung, der „Saumvogel“ (der vermutlich auch aus England stammt, ein Metallvögelchen, das am Tisch festgeklemmt wurde und in den Schnabel klemmte man den Stoff ein, dann hatte man beide Hände frei zum Nähen), denselben Zweck erfüllte die „Drachenklammer“. Die „Tambouriergoaß“ (ein hölzernes Arbeitsgerät zum Absteppen der Zwirnknöpfe, im Museum befindet sich eines der weltweit letzten noch existierenden Exemplare), mittelalterliche Geldkatzen und Geizhalstaschen (kleine praktische sowie hübsche, perlenbehäkelte Geldbeutel). Sie hat Beispiele für spezielle Handarbeitstechniken zusammengetragen: historische Trachten, alte bestickte Tücher, Schiffchenocchi, Klöppeln, Gesticktes, Gestricktes, Gehäkeltes, Teneriffa Spitze, sogar Ikonen und Klosterarbeiten wie z. B. die „Bescherungsbremse“, die vor die ehemals großen Schlüssellöcher gehängt wurde, damit die Kinder den Christbaum nicht vor der Bescherung sehen konnten... Und natürlich ganz viele Knöpfe, aus unterschiedlichsten Materialen gefertigt wie Holz, Glas oder Perlmutt. Historische Zwirnknöpfe mit unterschiedlichen Mustern, jede Region hatte ihre eigenen Muster-Rezepte gehabt. Der weiße Zwirnene ohne Ring, welcher sich im Museum befindet wurde vor 350 Jahren per Hand genäht und schmückt ein mit Spitzen geziertes Weißwäschekissen. Und es gibt auch handgeknöpfelte Exemplare, zur Verfügung gestellt von Zwirn- und Posamentenknopfkolleginnen aus der ganzen Welt.

Sabine Krump Museum.jpg

Höhepunkt der Ausstellung ist eine wunderschöne Krone: es ist die „Krone der Knopfmacherin“. Nur durch die bedeutsame Zusammenarbeit mit einer Goldspinnerin und einer Perlenstickerin konnte Sabine Krump, Die Knopfmacherin diese einzigartige Krone verwirklichen. Sie ist nicht einfach nur die „Krone der Knopfkönigin“. Diese Krone ist ein Sinnbild und steht für Sabine Krumps Wertschätzung für die Frauen, die Kinder, die Witwen und Waisen, Zwirnknopferlnäher- und näherinnen, die früher in Heimarbeit (vor allem als Zubrot im Winter, wenn die Bauern am Feld nicht arbeiten konnten), im Licht von Petroleumlampen, für minimalen Lohn Zwirnknöpfe nähten. Das waren diese kleinen weißen Wäscheknöpfe für Bett- und Unterwäsche, Blusen und Hemden. Der Zwirnknopf war der alltägliche und unentbehrliche Allzweckknopf und wurde auch „Arme Leute Knopf“ genannt.

Sabine Krumps Großeltern nähten Zwirnknöpfe und ihre Mutter konnte schon als 5jähriges Kind Knöpfe nähen. Die fertigen Knöpfe wurden auf Karten befestigt und als diese abgeholt wurden, wurde kontrolliert, ob sie auch schön genug gearbeitet und sauber waren. Bezahlt wurden nur die "guten". Welche mit kleinen Mängeln wurden zwar von den sogenannten „Verlegern“ mitgenommen aber nicht bezahlt. Aus diesem Grund bekamen die Kinder auch gerne Ohrfeigen, wenn ihre Hände schmutzig waren und dadurch die Knöpfe nicht weiß genug waren. Die Zwirnknöpfe aus dem Mühlviertel wurden früher sogar bis nach Dänemark, Schweden, Norwegen oder die Niederlande exportiert.

Diese und viele andere spannende Geschichten rund um die Ausstellungsstücke weiß Sabine Krump in ihrem Knopfmuseum zu erzählen.

Die alten Handarbeitstechniken vor dem Vergessen zu retten, die interessanten Geschichten darüber zu sammeln und vor allem das Zwirnknöpfemachen, der Erhalt dieser über 300 Jahre alten, fast vergessenen Handwerkskunst sowie das Entwickeln neuer Knopfmuster, ihre Kreativität und die Begeisterung dafür, ihr umfassendes Wissen an andere Menschen weiter zu geben, ist Sabine Krump eine Herzensangelegenheit und zeichnet sie als ganz besonderen Menschen aus. Ich freue mich sehr, daß ich sie kennenlernen durfte!

Eines ihrer Bücher habe ich mir mitgebracht. Es heißt: „Die Geschichte vom Zwirnknöpfchen“.
Es ist Sabine Krumps bereits 5. Lehrbuch, das sie im Eigenverlag herausgebracht hat. In diesem Buch findet man im ersten Teil eine märchenhafte Geschichte vom kleinen Jungen, genannt „Zwirn“, der auf die Knopfmacherin trifft. Illustriert ist dieses Knopfmärchen mit zauberhaften Bildern von der englischen Scherenschnittkünstlerin Lois Cordelia. Dieses Buch hat aber auch einen zweiten Teil, mit vielen kleinen philosophischen und berührenden Geschichten und Sprüchen, tollen Knopfbildern und mehreren „Rezepten“ zu unterschiedlichen Zwirnknopfmustern.

Sabine Krumps Buch.jpg
Auf dem Buch liegend seht Ihr die Papierklammer mit meinem Spinnennetz-Zwirnknopf (Muster Nr. 20), diesen hatte ich Sabine Krump mitgebracht und was mich besonders freut: er hat jetzt einen Ehrenplatz in ihrem Zwirnknopfmuseum gefunden.

Von ihren fünf herausgebrachten Büchern sind zwei schon vergriffen und nur mehr diese drei hier erhältlich (aufgrund von Eigenverlag kann man ihre Bücher nur direkt bei Ihr bestellen): "Der Zwirnknopf oder In d`Knopfstubn einig` schaut", "Zauber der Zwirnknöpfe" und "Die Geschichte vom Zwirnknöpfchen". Wie sie mir sagte, hat sie bereits ein weiteres Zwirnknopfbuch, ihr sechstes Lehrbuch, in Arbeit.

Wenn Ihr Interesse an ihren Arbeiten, Geschichten oder Büchern habt, dann schaut bitte unbedingt auf ihre Homepage: Sabine Krump - Die Knopfmacherin

(Alle 3 Bilder in diesem Artikel wurden mir von Sabine Krump zur Verfügung gestellt.)
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celtic lady

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Andrea
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Liebe @GrecoGerti , vielen lieben Dank für deinen interessanten und ausführlichen Bericht aus dem Knopfmuseum. Ich habe jetzt direkt Lust es auch mal zu besuchen, vor allem, da es dort eine Vielzahl an alten Handarbeiten zu bewundern gibt, man in die persönlichen Geschichten eintauchen kann und sicher auch viele Inspirationen mit nach Hause nehmen kann.
 
Fanwolf

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Liebe @GrecoGerti. Das ist ja ein interessanter Bericht 😊. Dankeschön.

Solche Museen mit alten Techniken sind genau meins. Vor zig Jahren waren wir mal in einem Blaudruckmuseum...das war ebenso lehrreich. Wir haben ganz viel gelernt und auch probieren dürfen.
Das Blaudrucktuch für den Picknickkorb habe ich heute noch im Gebrauch.
 
Maggy (Margareta)

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Liebe @GrecoGerti , vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht über die Knopfmacherin , und die schönen Bilder des Museums! Das ist ja sehr interessant und aufschlussreich .Da habe ich wieder etwas dazu gelernt ! ich habe mir die Seite gespeichert um das in Ruhe zu besichtigen !
 
strickliesel50 ( Uschi)

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Vielen Dank für deinen interessanten Bericht. Für mich ist der Weg zu weit, das würde ich mir sehr gerne anschauen. Das letzte Buch von ihr wollte ich bestellen, aber ist vergriffen.
 
Papierwolle

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Wie beeindruckend! Deinen Besuch im Knopfmuseum bei Sabine Krump, wirst Du bestimmt für immer im Herzen tragen. 💝

Vielen Dank, liebe @GrecoGerti, für Deine Weitergabe dieses alten Handwerks hier bei Handarbeitsfrau… es ist ja ein offenes Geheimnis, dass Deine Begeisterung zu knöpfeln, mich längst erreicht hat. 😘
 
Loretta76

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Was für ein toller Bericht liebe @GrecoGerti
Die Frau muss großartig sein, diese für sich sprechenden Bilder, diese Vielfalt an Handarbeitstechniken....... Ich bin gerade total begeistert! :smilie_girl_159_1:
 
GrecoGerti

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Ich freue mich sehr, daß Euch mein Bericht über den Besuch im Knopfmuseum so gut gefällt. Ich kann Euch wirklich nur empfehlen - falls Ihr mal in die Nähe kommt - selber dorthin zu gehen. Es ist wirklich wie eine Zeitreise in die Vergangenheit der Handarbeiten!
Da die Knopfstubn nur 1 x pro Woche geöffnet ist und eine Führung im Museum nur nach Voranmeldung möglich ist, solltet Ihr auf alle Fälle auf Sabines Homepage schauen, dort findet Ihr ihre E-Mail-Adresse und könnt mit ihr einen Termin für einen Besuch vereinbaren.

@strickliesel50 ( Uschi) - ich weiß nicht, wo Du gesehen hast, daß ihr letztes Buch vergriffen ist. Soweit ich weiß sind nur die ersten beiden Bücher nicht mehr erhältlich. Alle drei noch verfügbaren Bücher (also auch ihr letztes) sind Eigenverlag und deshalb nur über sie selbst (entweder im Laden oder per Postversand) erhältlich, nicht im Buchhandel oder über Internetplattformen.

Also für alle, die sich für die Bücher interessieren: geht bitte auf Sabines Homepage, da findet Ihr die E-Mail-Adresse, wo Ihr direkt bei ihr Bücher bestellen könnt.
 
GrecoGerti

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Und nun habe ich noch eine großartige Neuigkeit! Sabine Krump stellt auf ihrer Homepage mich (GrecoGerti ;)) und Handarbeitsfrau.de vor!!!

Guckt mal bitte hier, was Sabine Krump auf ihrer Homepage über mich/uns schreibt:
- über GrecoGerti
- über Handarbeitsfrau - hier hat sie außerdem nochmal meinen obigen Artikel veröffentlicht :)

Um die Texte zu finden, müsst Ihr bitte ein wenig nach unten scrollen.
 
evamarie54

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Vielen Dank für Deinen Bericht. Ich werde ihn später nochmal lesen, in aller Ruhe!
 
Anne Rother

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Teamhexe für alle Fälle
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Ganz toll, eine tolle Werbung für unser Forum und natürlich auch für dich liebe @GrecoGerti

Und rein Besuch bei ihr rentiert sich ganz bestimmt auch. Das muss ich mal auf die Agenda schreiben :welle:
 
eule1808

eule1808

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Ein toller Bericht liebe @GrecoGerti.
Das Museum würde ich mir gerne mal ansehen. Aber ob ich noch mal nach Österreich komme????
 
Fanwolf

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Das ist aber toll😍.@GrecoGerti..
..auch für die "Handarbeitsfrau" 😊.

Eine Reise nach Österreich schaffe ich im Moment auf keinen Fall.
Aber die Hoffnung stirbt zuletzt!
Würde ich zu gerne noch mal machen. Wien und weite Umgebung hat mir sehr sehr gut gefallen.
Vielleicht kommen irgendwann mal medizinische Röhren, wo man sich reinlegen kann und putzfitt hinten wieder rauskommt.
Das wärs😍...
 
celtic lady

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Andrea
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Hab jetzt den Bericht über dich und den Hinweis aufs Forum auf ihrer Homepage gelesen. Sie scheint ja viel Gefallen an dir und deinen Sachen gefunden zu haben! - So wie wir alle hier auch 😘 Wirklich schön, wie sie über deine Leidenschaft schreibt und sie hat durch dich auch für das Forum geworben.
 
zamonien30

zamonien30

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Liebe Grecogerti, ich habe gerade mit Freude Deinen Artikel über die Knopfmacherin und ihre Schätze gelesen. Habe direkt Lust mir das kleine Museum und die Knopfstubn anzuschauen, wenn es mich in die Nähe verschlägt. Die Website ist auch sehr spannend anzuschauen. Toll auch, dass Dein Spinnennetzknopf einen Platz im Museum bekommen hat, ist etwas ganz besonderes. Liebe Grüße 🍀
 
Loretta76

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@GrecoGerti ich bin ja gerade sowas von Hin und Weg!!!! Grandios, sie hat dich auf ihrer Homepage verewigt, und das Forum auch! Wie toll ist das denn.... :-85:
 
Papierwolle

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Wie schön, dass HF jetzt sogar verknüpft ist und vor allem, wie wertschätzend die Knopfmacherin über Dich schreibt @GrecoGerti !
Möglicherweise findet durch die Vernetzung die ein oder andere den Weg zu HF und / oder zur Knopfstubn nach Pregarten, um in die Welt dieses wundervollen Kunsthandwerkes einzutauchen.
 
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