Ebenseer Kreuzstich
geschrieben von Kirsten Schmidt
aus dem Handarbeitsfrau.de Portal Handarbeit
eingestellt von Gastartikel am (kein Datum gespeichert)
Das Artikel Foto zeigt die Rückseite einer Stickarbeit
Diese Anleitung hat uns Kissy(Kirsten Schmidt) zur Verfügung gestellt.
Ihre Homepage findet ihr unter folgendem Link:
Kissys Homepage
Immer häufiger stößt man in Kreuzstich-Foren auf den Begriff
Ebenseer Kreuzstich
Da viele sich nicht vorstellen können, wie diese Kreuzstich-Technik
funktioniert, möchte ich sie heute versuchen zu beschreiben. Doch vorweg
dies: aus einem Beispiel kann man zwar ersehen, wie diese Technik vom
Prinzip her funktioniert, auf seine eigenen Stickereien direkt ableiten
kann man davon aber nur sehr schlecht. Jedes Muster verläuft anders und
meist gibt es mehr als nur einen richtigen Weg, der zum Ziel führt.
Das Grundprinzip des Ebenseer Kreuzstichs ist leicht erklärt.
Ziel
ist es, eine gleichmäßig und ordentlich gestickte Rückseite zu erhalten
auf der alle Stiche senkrecht und über ein Kästchen verlaufen.
Angenehmer Nebeneffekt ist, dass so ein geringerer Garnverbrauch erzielt
wird.
Rückseite einer im Ebenseer Kreuzstich
gestickten Arbeit könnt ihr im oberen Bild sehen
Um den Faden auf der Rückseite nach diesem Schema verlaufen zu lassen,
wird es an einigen Stellen notwendig, den Deckstich des Kreuzchens
zuerst zu sticken und erst auf dem Rückweg die Nadel unter diesem
hindurch zu führen um das Kreuz mit dem Unterstich zu vollenden.
An gewissen Stellen wiederum kann es von Nöten sein, auf dem Hinweg
weder Deck- noch Unterstich zu sticken, sondern das Kreuz vorerst
unbeachtet zu lassen. Solche Stellen sind mit besonderer Aufmerksamkeit
zu beobachten, denn allzu leicht kann man sich hier verzählen oder auf
dem Rückweg das Kreuz vergessen.
An Wendepunkten (Ende einer Reihe) werden Kreuze häufig komplett
gestickt, um an die richtige Position für die nächste Reihe zu gelangen.
Die Rückseite diktiert praktisch das Vorgehen auf der Vorderseite. Wenn
man sich die Möglichkeiten, von einer Reihe in die andere zu gelangen
vor Augen hält, ohne den Faden schräg oder waagerecht zu führen, ergibt
sich der Weg in der Regel von selbst. Aber wie bei jeder Handarbeit gilt
auch hier: Übung macht den Meister.
Diese Technik lässt sich natürlich nur für zusammenhängende Flächen
anwenden. Die einzelnen Kreuzchen müssen in irgendeiner Art Verbindung
zueinander haben, sonst muss vernäht und neu angesetzt werden.
Um auch beim Vernähen das einheitliche Bild der Rückseite zu wahren wird
dafür der Faden vorne unter ca. 4 Kreuzchen hindurchgezogen und dicht
über der Stickerei abgeschnitten.
Anhand einer kleinen Blume möchte ich nun einen Eindruck geben, in
welcher Reihenfolge der Ebenseer Kreuzstich gestickt wird und was für
ein Stichbild sich ergibt, bevor man auf dem "Rückweg" die Kreuze
vollendet.
Ich beginne bei diesem Motiv an einer Stelle in der Mitte. Dies ist zwar
nicht zwingend erforderlich, aber da ich nach Fertigstellung an genau
dieser Stelle wieder ankommen werde habe ich sie gewählt, weil sie gute
Vernähmöglichkeiten bietet, nämlich 5 Kreuze in einer waagerechten
Reihe.

Die orange farbenen Striche zeigen den Fadenverlauf auf der Rückseite.
1-Die ersten fünf Stiche werden begonnen (von links nach rechts in diesem Fall). Da die nächste Reihe versetzt beginnt wird
am Ende der ersten Reihe das Kreuz komplettiert um an die richtige Stelle zu gelangen.
2-Nach den zwei Stichen der zweiten Reihe...
3-... wird in die nächste Reihe übergegangen, bei welcher es sich ergibt, dass die Deckstiche zuerst gestickt werden.
4-An der Spitze dieses Blütenblattes wurde gewendet und die Kreuze vollendet indem die Nadel unter den Deckstichen
hindurch geführt wurde. Danach die Reihe weitersticken und nach oben zum nächsten Blütenblatt übergehen.
5-An den Zeichnungen 5, 6 + 7 sieht man bereits, dass an allen Stellen die in eine „Sackgasse“ führen
(in diesem Fall die Blütenblätter), gewendet wird um in einem Zug dem Motiv weiter zu folgen.
6- ____
7- ____
8-Der Pfeil bezeichnet das Ende des „Hinweges“ und ist somit Wendepunkt. Unschwer zu erkennen ist, dass nur noch wenige
Stiche zu vervollständigen sind und der Weg dafür sich von selbst ergibt.
Ein Beispiel an welchem ein Kreuz weggelassen werden muss, um später den Faden nicht über mehrere Reihen
herunterführen zu müssen.

An der violett gekennzeichnete Stelle wird das Kreuz vorerst weggelassen und erst auf dem Rückweg gestickt. Warum das so
ist, ist warscheinlich aus einer solchen Erklärung heraus schwierig zu verstehen.
Würde diese Kreuz nicht weggelassen sondern gestickt werden, müsste man es komplett sticken, um an die richtige
Stelle zum weiterführen des Musters zu gelangen. Da das nächste Kreuz auch schon ein fertiges wird, ist der Eintrittspunkt
der Nadel auf dem Rückweg drei Kästchen über dem Punkt, an dem sie wieder austreten soll, denn dieser befindet sich unten
an dem Kreuz.
Häufig kann man solche Stellen daran erkennen, dass sich der zu erwartende Nadelaustrittspunkt auf der dem nächsten
Kreuz entfernt liegenden Seite befindet.
Versucht man dieses kleine Musterbeispiel auf verschiedene Weise nachzusticken, wird klar was passiert.
Anfangs scheint dies alles sehr verwirrend zu sein. Doch wenn man nach den ersten geglückten Versuchen
die wunderschöne Rückseite betrachtet, so ist dies eine große Motivation, nur noch in dieser Technik zu arbeiten.