Margaretenspitze/ Zeitungsartikel

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Steffi

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Wochenende vom 23.01.2004 Freie Presse Chemnitz
Handarbeitsexpertin aus Peine und Frauen aus Plauen engagieren sich für die Wiederbelebung der fast vergessenen Knüpftechnik der Margaretenspitze

Von Kathrin Beier

Es sieht schwieriger aus als es ist. Im Grunde genommen bestehen die Arbeiten nur aus zwei verschiedenen Knoten, macht Lotte Heinemann den Teilnehmerinnen des Lehrgangs „Margaretenspitze“ Mut.

Die Frauen in der Schaustickerei Plauener Spitze blicken gespannt auf ein filigran gefertigtes Gebilde, an dem wohl so um die hundert Fäden gut sortiert herabhängen. Mädchen aus Garn mit fein geknüpften Röckchen verbinden sich dabei zu einem Stern. Lotte Heinemann rollt indes zwei große Schautafeln mit wiederum sorgfältig gearbeiteten Motiven aus.

Seit 1993 beschäftigt sich die 72-Jährige aus Peine mit dieser lange Zeit in Vergessenheit geratenen Knüpftechnik. Anfang des vergangenen Jahrhunderts wurde diese räumlich zu knüpfende Spitze von der am 28. Januar 1881 in Chemnitz geborenen Margarete Naumann entwickelt. Zehn Jahre nach ihrem Tod hatte Lotte Heinemann in der Zeitschrift „Schauen und Bilden“ erstmals über Margartenspitze gelesen. Als der Deutsche Klöppelverband 1993 schließlich ein Buch über Spitzenentwerfer herausbringen wollte, erinnerte sie sich des Artikels und bat, die Margarete Naumann doch nicht zu vergessen. Seitdem kommt Heinemann von der Faszination der Margaretenspitze nicht mehr los, deren Bedeutung schon zu Lebzeiten Naumanns von Experten hoch gelobt wurde.

„Sachverständige erkennen in der einfachen Technik das Zeug und die Kraft zu einer neuen Volksindustrie und nach ihrem Gutachten glückt eine derartige textile Erfindung einmal in einem Jahrhundert“, lobte damals Dr. Marie Schuette vom Grassi-Museum Leipzig. Doch bis an ihr Lebensende 1946 gelang es Margarete Naumann nicht, die kreative Handarbeit der vornehmlich von Männern geleiteten industriellen Fertigung von Textilerzeugnissen gleichzustellen.

Als die junge Gestaltungslehrerin vor genau 90 Jahren, im Januar 1914, an die Plauener Kunstschule verpflichtet wurde, steckte die noch vor wenigen Jahren erblühte Stickerei- und Spitzenindustrie des Vogtlandes in einer gewaltigen Absatzkrise. Es galt, neue Muster für die gewandelte Mode zu finden. Eine Aufgabe, die der damalige Direktor der Einrichtung, Professor Albert Forkel, der ausgebildeten Kunstgewerblerin nicht ohne Grund übertrug. Im September 1913 lernte er während einer Ausstellung im Dresdener Kunsthaus die von ihr entwickelte und dort erstmals gezeigte Technik der „Margaretenspitze“ kennen. Eine Idee, die Naumann in den kommenden Jahren an der Plauener Kunstschule weiter verfolgte. Doch schon 1917 musste sie auf Drängen der Industrie ihre Lehrtätigkeit in Plauen beenden. Auch einem zweiten Versuch mit einer eigenen Schule 1921 waren nur vier Jahre Existenz beschieden.

Über drei Jahre ist es nun bereits her, dass man sich in Plauen wieder mit dieser kreativen Knüpftechnik beschäftigt. Zu verdanken ist dies nicht zuletzt Dorothea Wettin, die sich seit 2000 der Herstellung von Margaretenspitze verschrieben hat. Im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme forschte die Plauenerin im städtischen Vogtlandmuseum, wo 1995 erstmals eine Ausstellung „Margaretenspitze“ gezeigt wurde. Dort erfuhr sie auch von einem Buch, welches Lotte Heinemann 2000 herausgegeben hatte. In „Margaretenspitze – eine fast vergessene Knüpfspitze“ ist dabei neben einer kleinen Einführung mit geschichtlichen Daten zu Margarete Naumann sowie zur Margaretenspitze vor allem aber die Knüpftechnik selbst in allen Einzelheiten beschrieben.

Dorothea Wettin studierte, übte nach den Anleitungen im Buch, schaute sich die Knoten der Exponate im Vogtlandmuseum näher an und schaffte es, gemeinsam mit einem Team Frauen, die ebenfalls über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in der Plauener Ausbildungsgesellschaft ABS Textil beschäftigt waren, erste Margaretenspitze-Gebilde herzustellen. Es entstanden Blätter im Ei, Sterne, Kornblumen und sogar ganze Bäumchen aus Margaretenspitze. Monate später traute man sich daran, dass Erarbeitete in Form von Wochenend-Lehrgängen an interessierte Frauen weiterzugeben. Der Kontakt zu Lotte Heinemann entstand, die seitdem gern gesehener Gast für die inzwischen fortgeschritteneren Knüpferinnen in Plauen ist.

„Ich glaube, wir werden diesmal versuchen, einen Stern zu knüpfen“, hat Lotte Heinemann ihr Wochenend-Programm natürlich längst parat. Über 50 Sterne hat sie selbst schon geknüpft, dabei die verschiedensten Muster entworfen. Zu sehen waren die Kostbarkeiten im Dezember im Museum für Sächsische Volkskunst in Dresden. Bereits zum dritten Mal gestaltete sie dort einen ganzen Baum mit Margaretenspitze-Sternen.

Fleißig knüpfen die Plauenerinnen ihren ersten Stern, sortieren die 18 Fäden bis schließlich irgendwann die sechs Ecken sichtbar werden. Lotte Heinemann hilft, wo sie kann. Aber eigentlich helfen sich alle gegenseitig, ganz im Sinne der Erfinderin.

„Die Erzeugung von Kunsthandwerk setzt eine Arbeitsgemeinschaft in der Lehre voraus, die den jüngsten Lernenden Anfänger neben den weit fortgeschrittenen Lernenden in der praktischen Arbeit mit der Hand, zum schöpferischen Tun nebeneinander stellt“, schrieb Margarete Naumann einst im Organisationsplan der von ihr in Plauen Anfang der 20er Jahre geleiteten Schule Margaretentechnik. Und selbst 90 Jahre danach scheint die Idee aufzugehen. Denn, obwohl die Teilnehmer des Wochenendseminars in Plauen alle schon ihre Erfahrungen mit den beiden Knoten der Margaretentechnik, dem Schling- und dem Rippenknoten aufweisen können, so ist das Interesse für die Technik und das Geschick einer jeden einzelnen Frau doch äußerst unterschiedlich. Während einige schon sichtlich froh sind, die Gebilde nacharbeiten zu können, haben andere die Technik der Maragaretenspitze längst entsprechend ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten genutzt.

Dorothea Wettin gelang es so zum Beispiel, mit extra dünnem Garn geknüpfte Motive zusammen mit feiner, von Hand gefertigter Maschinenstickerei zu bildnerischen Kunstwerken zu arrangieren. Heike Becker, eine andere Kursteilnehmerin indes bevorzugte seit ihrer ersten Begegnung mit der Knüpftechnik vor allem dickeres Material wie Jute und Hanf. Damit kreierte sie schon Wandgehänge wie ein Dornröschenschloss, Masken, fertigte einen Baumstumpf an, ließ eine textile Dschungelblüte erblühen, knüpfte Schmuck und stellt seit einigen Monaten eigens entwickelte Hüte aus Margaretenspitze her.

So unterschiedlich aber auch die Möglichkeiten mit der Knüpftechnik der Margaretenspitze sein mögen, eines haben alle drei Frauen gemeinsam. Sie möchten ihr Wissen weitergeben, in Seminaren für Anfänger, Fortgeschrittene und die Varianten der Technik an Hand der gefertigten Werke auf Ausstellungen zeigen, um lieber spät als nie die außergewöhnliche Entwicklung der Margarete Naumann zu würdigen.

Und wie war das noch einmal. Nur zwei Knoten sind Bestandteil der Knüpftechnik Margaretenspitze? „Ja, die Technik wurde einst aus dem Makramee weiterentwickelt. Viele vergleichen sie ob der vielen einzelnen Fäden auch mit Klöppeln. Ich aber sehe das anders“, meint Lotte Heinemann. Denn die drei Techniken seien grundverschieden. Dies bestätigen auch die Seminarteilnehmer, die entweder schon einmal geklöppelt oder Makramee geknüpft haben. Was gleicht, ist der Spaß der Plauenerinnen an Handarbeiten.

Dies erkannte zu Lebzeiten auch schon Margarete Naumann und wählte für ihre Lehrtätigkeit deshalb bewusst die Plauener Kunstschule aus. Sie war der Meinung, dass ihre „Margaretenspitze“ in das Vogtland und das Erzgebirge gehöre, wo sich die Bevölkerung schon seit Jahrhunderten – Nachweise gehen bis ins Mittelalter zurück – mit textilen Handwerken beschäftigte. Dem Ansinnen Naumanns folgend hat sich die Schaustickerei Plauener Spitze, vor allem aber deren Leiterin Beate Schad, deshalb auch nicht nur der Präsentation der Maschinen für industriell gefertigte Plauener Spitze, sondern vor allem auch der Pflege textiler Techniken verschrieben.

„Während unserer Ausstellungen in den Sommermonaten zum Thema „Experiment Textil“ wurde schon gefilzt, gewebt, geknüpft, gestickt und viele andere Techniken ausprobiert. Künstler aus verschiedenen Ländern arbeiteten dabei neben regionalen Newcomern oder Frauen, die die eine oder andere Technik als Hobby erlernen wollen“, erklärt Schad.

Zudem steht fest, dass es auch in diesem Jahr wieder einige Lehrgänge Margaretenspitze geben wird. Der nächste Anfängerkurs findet am 27. Januar statt. Und Lotte Heinemann hat sich das letzte Wochenende im September schon wieder fest für Plauen im Terminkalender eingeplant.

„Dann sind wir alle wieder hier“, freut sich auch Heike Becker trotz ihrer eigenen Kreativität mit Maragaretenspitze schon wieder auf den einen oder anderen Tipp der Meisterin der fast vergessenen Knüpftechnik.

Service
Schaustickerei Plauener Spitze
Anmeldungen für die Kurse Margaretenspitze sind unter Telefon 03741/443187 oder im Internet unter www.schaustickerei-plauen.de möglich.

Margaretenspitze
Weitere Informationen zur Margaretenspitze gibt es unter www.margaretenspitze.de. Dort kann auch das Buch zur Knüpftechnik bestellt werden.

:hello: Steffi
 
maritta

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Hallo Steffi, ich find ja diese Spitzentechnik traumhaft schön, aber es sieht wirklich schwierig aus, hab auch schonmal bei uns in der Nähe zugeschaut. Vielleicht wenn ich mal viel viel viel Zeit *gg* fang ich damit an.
LG maritta
 
Steffi

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hallo Maritta,

wenn du das machst dann geb mal Ton....wir sind doch alle ziemlich neugierig

:n8: Steffi
 
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