Wertschätzung

[eule1808]

Ich häkele und bzw. stricke wenn ich auf dem Weg zur Arbeit oder von der Arbeit bin. Morgens fährt eine Beaknnte mit, mit der ich mich immer unterhalte. Neulich war ich dabei ein Tuch zu häkeln (bei 30 Grad hatte ich Merino/Seide/Kaschmir auf der Nadel) und sie so: Oh, ist das ein schönes Tuch. Für wen machst du das? Ich so: noch keinen Plan, zur Not für mich. Warum, magst du es haben?
Das wäre toll, was bekommst du dafür? Darauf hin ich, nix, bekommst du von mir zum Geburtstag. Du spinnst, der ist doch erst im Dezember. Bis dahin bist du doch erfroren. (Sie ist eine extreme Frotsbeule). Du bekommst das Tuch nach deinem Urlaub. Basta! Da freu ich mich sehr drüber, aber ich bezahle dir die Wolle. Du hattest ja schließlich Arbeit damit. Sie hat keine Ruhe gegeben, bis ich das Geld für die Wolle genommen habe.
Bei ihr weiß ich, dass sie handarbeiten schätzt. Ihr hatte ich mal einen Drachenschwanz in knalligen Regenbogenfarben gehäkelt und aus dem Rest der Wolle ein kleines Täschchen. Beides ist immer noch in Gebrauch.

 

[RuLo]

Hallo Heidrun

Das ist aber super lieb, so macht es Freude !!!

 

[LilaOmi]

Das Thema ist ja schon etwas älter und ich bin neu hier, ich versuche es trotzdem mal:
Wertschätzung durch Handarbeiten von andern zu erwarten endet meist in Enttäuschung, ist meine Erfahrung. Ich mache es jetzt in erster Linie für mich, für mein Erfolgserlebnis.
Ich liebe es, wenn ein Nähstück oder Strickstück fertig ist, aber ich versuche auch den Arbeitsprozess zu genießen. Es macht gute Laune, ich fühle, dass ich etwas sinnvolles mache und mein Kopf ist beschäftigt. Es bringt mir also durchaus etwas.
Wenn dann meine Kinder oder Enkelkinder die Sachen tragen und sich drüber freuen ist das ein zusätzliches Geschenk.
Aber Wertschätzung gebe ich mir eigentlich vor allem selbst damit.

 

[Susl]

Ich möchte auch noch was dazu schreiben.

Den absoluten Hammer hab ich vor einiger Zeit erlebt. Ich saß bei uns im Garten und hab Socken gestrickt, es kam Kundschaft (kurze Erklärung: mein Mann ist selbständig und es kommen ab und zu Kunden zu uns), schaut mich die Kundin eine Weile an, schaut zu und sagt dann zu mir: Vielleicht wäre es besser ihr Mann würde sich eine geregelte Arbeit suchen.
Mein Blick: *was will sie?*
Meint sie dann zu mir: Anscheinend verdient ihr Mann so wenig, das sie Socken selbst stricken müssen und sich keine kaufen können. Es gäbe oft Angebote wo das Paar Socken um 1 € kosten würde. Ich soll halt mal nach so was Ausschau halten, dann müsste ich nicht stricken und könnte mir Socken kaufen.

Ah danke fürs Gespräch.

Hab aber dann trotzdem gefragt, wie sie darauf käme, Socken stricken sei billiger wie Socken kaufen und hab mein Knäul so gedreht, das sie das Preisetikett noch gesehen hat.

Da gab es dann keine Antwort mehr (Auftrag übrigens auch nicht).

Das ist mir schon so oft passiert, das mich manche angesprochen haben und meinten Handarbeit sei billig. Etlichen habe ich dann schon Wollkataloge unter die Nase gehalten und erklärt: Handarbeit ist ein sehr kostspieliges Hobby. Nix 08/15! Ich hab schon für manches Garn ein Vermögen ausgegeben, da hab ich nur das Garn, stricken muss ich selber. Einen Schal zu dem Garnpreis würde ich mir nie kaufen, da bin ich ehrlich gesagt zu geizig, aber das Garn für ein Unikat ist es mir wert.

Und "bestrickt" werden auch nur welche, die es schätzen, das sie in den Kreis der Begünstigten aufgenommen wurden, die meine genadelten Sachen tragen dürfen.

 

[LilaOmi]

Das ist wirklich der Hammer, eigentlich ein ungefragter Ratschlag, dazu völlig daneben und eine Beleidigung.
Der Vorteil vom Stricken ist ja auch, dass man individuell anpassen kann, also ich trage nur selbstgestrickte Socken weil mir bei allen gekauften der Schaft zu eng ist.
Aber für Leute, die nur ans Sparen denken , alles kaufen was billig ist, zählen solche Argumente nicht. Solchen Menschen kann man eigentlich nur aus dem Weg gehen.